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Zwischen Stein und See: Was Grabmale mit Heimatverbundenheit zu tun haben

Die Müritz ist mehr als nur ein See. Sie ist ein Ort der Ruhe, der Naturverbundenheit – und oft auch ein stiller Rückzugsraum für Gedanken an Vergangenes. Viele Menschen kommen hierher, um durchzuatmen. Manche, um sich zu erinnern. Und manche, um loszulassen.
Was auf den ersten Blick weit entfernt wirkt, hat doch eine berührende Verbindung: Ein kleiner Steinmetzbetrieb aus Gunzenhausen in Bayern gestaltet Grabmale, die genau solche stillen Orte der Erinnerung schaffen. Sie erzählen Geschichten – von Menschen, von Orten, von dem, was bleibt.
„Grabmale in Gunzenhausen“ klingt zunächst wie ein rein regionales Thema. Doch wer tiefer blickt, erkennt, wie universell die Sprache der Steine ist. Gerade in einer Region wie Mecklenburg-Vorpommern, wo Natur, Geschichte und Heimatgefühl so eng miteinander verwoben sind, bekommen solche Zeichen eine besondere Bedeutung.
In diesem Interview sprechen wir mit dem Team von grabmale-rohn.de über stille Formen des Gedenkens, über die Kraft von Naturmaterialien – und darüber, warum ein Grabmal manchmal mehr über einen Menschen erzählt als jedes Fotoalbum.
Vom Stein zum Sinn: Warum ein Grabmal mehr ist als nur ein Denkzeichen
mueritzquerung.de:
Was bedeutet für Sie ein Grabmal – über die reine Funktion als Kennzeichnung hinaus?
Daniel Rohn:
Ein Grabmal ist kein Stein, der einfach irgendwo steht. Es ist ein Ort, der zum Innehalten einlädt. Für uns bedeutet es, einem Menschen ein würdiges Zeichen zu setzen, das über den Tod hinaus etwas erzählt – über sein Leben, seine Werte, seine Herkunft. Oft ist es das erste, was Angehörige konkret gestalten können, wenn sie Abschied nehmen müssen. Diese Gestaltung wird dann Teil eines sehr persönlichen Erinnerungsprozesses.
mueritzquerung.de:
Spielt die Region, in der ein Mensch gelebt hat, eine Rolle für die Gestaltung?
Daniel Rohn:
Absolut. Wer etwa in Gunzenhausen oder am Altmühlsee gelebt hat, bringt andere Naturbilder mit als jemand, der an der Müritz zuhause war. In beiden Fällen geht es um die Verbindung zur Landschaft: sanfte Hügel dort, weite Wasserflächen hier. In der Gestaltung greifen wir solche regionalen Elemente auf – sei es durch Steinarten, Ornamente oder Linienführung. Heimat zeigt sich nicht nur in Worten, sondern auch im Material.
mueritzquerung.de:
Was verbindet aus Ihrer Sicht Menschen im Süden mit denen in Mecklenburg-Vorpommern, wenn es um Erinnern und Gedenken geht?
Daniel Rohn:
Die stille Verbundenheit zur Natur ist ein starkes Band. In beiden Regionen gibt es diese tiefe Liebe zur Landschaft – oft still, fast schon demütig. Viele unserer Kundinnen und Kunden wünschen sich genau das: ein Grabmal, das leise ist, aber viel erzählt. Ob das nun mit einer Welle angedeutet wird, mit einer Baumrinde oder einer bestimmten Maserung im Stein – das ist sehr individuell. Aber die Sehnsucht nach einem Ort, der berührt, ist überall spürbar.
Erinnerung gestalten: Vom Müritz-Granitsplit bis zur Sandstele
mueritzquerung.de:
Gibt es bestimmte Materialien oder Symboliken, die besonders oft gewählt werden?
Daniel Rohn:
Ja, viele entscheiden sich intuitiv für Naturstein – meist Granit, Sandstein oder Muschelkalk. Diese Materialien wirken ehrlich, beständig und erdverbunden. In der Symbolik ist die Natur ganz stark vertreten: Blätter, Wellenlinien, Sonnenuntergänge, Bäume. Besonders spannend finde ich, dass sich bestimmte Formen regional wiederholen – ohne dass die Menschen voneinander wissen. Es scheint, als würde jede Landschaft auch ihre eigene Sprache in die Gestaltung einfließen lassen.
mueritzquerung.de:
Wie würden Sie ein Grabmal gestalten für jemanden, der die Müritz besonders geliebt hat?
Daniel Rohn:
Ich würde versuchen, dieses Gefühl von Weite, Wasser und Licht einzufangen. Vielleicht durch eine fließende Form, die an das Ufer erinnert. Oder durch einen Stein mit rauer Oberfläche, wie vom Wasser gezeichnet. Auch ein eingelassener Glaseinsatz, der bei Sonnenschein leuchtet, kann symbolisch für das Spiel von Licht auf dem Wasser stehen. Wir könnten zum Beispiel mit regionalem Granitsplitt aus Mecklenburg arbeiten, kombiniert mit einem klaren, schlichten Sockel. So entsteht eine Verbindung zwischen dem Gedenken und der Landschaft, die jemand geliebt hat.
mueritzquerung.de:
Geht es bei solchen Entwürfen auch um das Persönliche – oder eher ums Allgemeine?
Daniel Rohn:
Immer ums Persönliche. Die größte Ehre ist es, wenn Angehörige sagen: „Das passt.“ Dann wissen wir, dass wir nicht nur ein Denkmal gesetzt haben, sondern auch ein Gefühl getroffen haben. Natürlich bedienen wir keine Klischees – es geht nicht darum, eine Müritz-Silhouette in den Stein zu fräsen. Sondern darum, die Stimmung zu transportieren. Ruhe, Tiefe, Natur – das lässt sich oft besser durch Form und Material ausdrücken als durch Worte.
Zwischen Tradition und Wandel: Wie Grabmalkultur auf neue Bedürfnisse reagiert
mueritzquerung.de:
Hat sich der Umgang mit dem Thema Grabmal in den letzten Jahren verändert?
Daniel Rohn:
Sehr. Früher war vieles durch Konventionen geregelt – Materialien, Formen, sogar die Inschriften. Heute sind Menschen freier, sie trauen sich mehr. Es gibt nach wie vor den Wunsch nach Würde und Beständigkeit, aber es kommt eine neue Offenheit dazu. Viele wollen nicht mehr nur ein Kreuz und Namen auf dem Stein, sondern etwas, das den Menschen wirklich zeigt. Dabei geht es nicht um Extravaganz, sondern um Echtheit.
mueritzquerung.de:
Welche Rolle spielen jüngere Generationen beim Thema Erinnerung?
Daniel Rohn:
Eine erstaunlich große. Viele denken, junge Leute würden sich nicht mit Tod und Trauer beschäftigen, aber das Gegenteil ist der Fall. Gerade wenn sie Angehörige verlieren, ist das Bedürfnis nach einem persönlichen Abschied stark. Manche bringen Ideen mit, die wir früher kaum gehört haben: Gedichtzeilen, Naturmotive, auch mal bewusst unperfekte Formen. Es geht ihnen oft um Atmosphäre – nicht nur um einen Ort, sondern um ein Gefühl.
mueritzquerung.de:
Wie begegnen Sie diesen veränderten Wünschen?
Daniel Rohn:
Indem wir genau zuhören. Jedes Gespräch beginnt mit der Frage: Wer war der Mensch, um den es geht? Was bleibt in Erinnerung? Erst dann reden wir über Materialien oder Gestaltung. Es ist ein Prozess – manchmal leise, manchmal emotional, aber immer sehr ehrlich. Und ich glaube, das ist es auch, was bleibt: nicht das Denkmal als Objekt, sondern der Ort, der dadurch entsteht.
Ein stiller Ort für starke Gefühle
mueritzquerung.de:
Was bleibt am Ende – nach dem Stein, nach der Gestaltung, nach der Trauer?
Daniel Rohn:
Ein Ort. Mehr nicht – und gleichzeitig alles. Ein Grabmal kann man anfassen, ansehen, manchmal berühren es Menschen sogar im Vorübergehen. Aber vor allem ist es ein Anker. Für Erinnerungen, für Gespräche, für Gedanken. Manche kommen regelmäßig, andere nur selten. Aber wenn sie da sind, merken sie: Dieser Ort spricht. Leise, aber deutlich.
Für viele ist es ein stiller Rückzugsort geworden – so wie die Müritz selbst. Ein Platz, der nicht laut sein muss, um Kraft zu geben. Und ich glaube, genau darum geht es: dass wir solche Orte schaffen. Aus Stein, aus Gefühl – und aus Respekt.